Im Jahr 1899 erschoss ein Nidwaldner Jäger auf der Gruobialp im Jagdbanngebiet des Kantons Obwalden zwei Wildhüter, die ihn auf frischer Tat mit mehreren gewilderten Gämsen ertappt hatten. Nach der Tat gelang ihm die Flucht ins Ausland, wo sich seine Spur verlor. Der Obwaldner Justiz blieb es verwehrt, den Mörder vor Gericht zu bringen. Der Kriminalfall beschäftigte nicht nur die Zeitgenossen stark, sondern auch die nachfolgenden Generationen. Mit der Zeit formte sich aus den Fakten, Vermutungen und Interpretationen ein eigenständiges Erzählgut, das in vielen Familien bis in die heutige Zeit mündlich weitergegeben wird. Es umfasst inzwischen zahlreiche Versionen und Varianten. Eine wichtige Triebkraft in den stetigen Tradierungsprozessen waren Buchpublikationen zum Mordfall, die während des ganzen 20. Jahrhunderts in regelmässigen Abständen erschienen. Mittlerweile liegen drei Romane, zwei Mundart-Theaterstücke in insgesamt drei Inszenierungen, eine Erzählung in drei Auflagen sowie zwei geschichtswissenschaftliche Studien vor. Sie setzten jeweils frische Impulse, lieferten neue Referenzpunkte für die Wiedererzählung der Wilderergeschichte. Auffällig dabei ist, dass fast alle Buchautoren aus Nidwalden stammen. Offensichtlich bestand hier ein besonders grosses Bedürfnis nach gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit den Geschehnissen. Im Kern ging und geht es dabei letztlich um fundamentale menschliche Fragen nach Schuld, Gerechtigkeit, Strafe, Sühne und Vergebung.
Detailbeschreibung
Wilderergeschichten (PDF, 464 kB, 24.09.2024)Ausführliche Beschreibung
Kategorie
Kanton