Absinth-Kultur im Val-de-Travers

Der Absinth, ein Zeugnis des eigenwilligen und aufmüpfigen Charakters der Region, wurde ab der Mitte des 18. Jahrhunderts in Couvet hergestellt. Im 19. Jahrhundert erfreute er sich grosser Beliebtheit, wurde jedoch 1910 verboten und in den Untergrund verbannt. Dank der Hartnäckigkeit und Ausdauer der Bevölkerung des Val-de-Travers, die ihn weiterhin destillierte, verkaufte und konsumierte, wurde er zu einem Mythos. Denn die «Grüne Fee» ist nicht bloss ein einfacher Aperitif. Ihr Genuss ist auch heute noch mit Ritualen und Geheimnissen verbunden, so dasjenige der «kalten Brunnen» (im Wald werden manchmal Absinthflaschen in der Nähe von Brunnen versteckt). Nur noch selten gehört ein Stück Zucker auf einem Löffel zur Absinth-Degustation. Feste Bestandteile der Tradition bleiben hingegen ein weites Glas, in dem die «Bleue» ihre Feinheiten entfalten kann, eine mit Eiswasser gefüllte Fontäne, deren Tropfen nach und nach den destillierten Alkohol trüben, die Geselligkeit und das gemeinsame Vergnügen an diesem althergebrachten Verfahren, bei dem jeder Schritt zeigt, dass «boire une p'tite» nichts mit einem gewöhnlichen Apéro zu tun hat.

Mit der Rückkehr zur Legalität im Jahr 2010 hat die «Grüne Fee» den ihr gebührenden Platz wieder eingenommen: eine identitätsstiftende Tradition im Herzen einer Region, die heute von 30 Brenerinnen und Brennern weitergeführt wird, von denen einige einen Teil der Pflanzen, die sie in ihren Rezepten verwenden, selber anbauen. Nach der Rettung der Absinth-Trocknerei in Boveresse durch das Regionalmuseum und der Einführung des Absinth-Festes (heute «Absinthe en fête») im Jahr 1998 wurde 2014 das Absinth-Haus eröffnet, das auf innovative Weise Kultur, Wirtschaft und Tourismus miteinander verbindet.


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Kanton


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