Am Silvester und am 13. Januar datierten «Alten Silvester» wird im ausserrhodischen Hinterland ein eindrücklicher Winterbrauch gefeiert. Gruppen von Kläusen, sogenannte «Schuppel», besuchen auf je eigenen Routen die Bauernhöfe. Dort stellen sie sich jeweils im Kreis auf, bewegen ihre Schellen in rhythmisch dosierten Bewegungen und singen ein «Zäuerli» (eine Jodel-Fom). Die Kläuse wünschen der Familie des Hofes ein gutes neues Jahr, erhalten ein Geldgeschenk und ziehen weiter.
Beim Silvesterchlausen unterscheidet man heute drei Gruppen von Kläusen: die «Schöne», die «Schö-Wüeschte» und die «Wüeschte». Die «Schönen» tragen mit Silbertressen verzierte Samttrachten und mit Glasperlen, Folien und Kordeln gestaltete Hauben und Hüte mit geschnitzten Alltagsszenen. Die «Wüeschte» sind in struppige, mit Reisig, Laub oder Stroh besteckte Gewänder gehüllt und bedecken ihr Gesicht mit Dämonenlarven aus Papiermaché. Die «Schö-Wüeschte» verwenden ebenfalls Natur-materialien für ihre Kleidung, die aber – wie bei den «Schönen» – sorgfältig gestaltet sind. Die meis-ten Mitlieder der Gruppen sind Schellenkläuse mit einer vorgehängten Kuhschelle oder mit je zwei Senntumsschellen auf Brust und Rücken und repräsentieren männliche Gestalten. In allen Gruppen gibt es aber mindestens zwei weibliche Gestalten, die am Oberkörper bis zu dreizehn «Rollen» (geschlitzte runde Schellen) tragen und «Rollenweiber» heissen. Als ausgesprochener Männerbrauch machen nur bei Kindergruppen vereinzelt Mädchen mit.