Als Urform des Gesangs gilt der Naturjodel. Er wird unter anderem im Appenzellerland und im Toggenburg gepflegt, sowohl in Sologesang wie auch in Mehrstimmigkeit. In Appenzell Innerrhoden heisst er «Rugguusseli», in Ausserrhoden «Zäuerli» oder «Chlausezäuerli», im Toggenburg sagt man «johle». Oft wird zum «Talerschwingen» gejodelt; der Becken-Dreiklang als Bordun zum Naturjodel ist typisch für die Region rund um den Säntis. Auch mit Streich- und Blasinstrumenten werden die Melodien des Naturjodels interpretiert («Stegräf», «stegrääfle»). Bedeutend für die instrumentale Praxis der Region ist die Streichmusik. Im innerrhodischen Gonten ist sie bereits 1825 nachgewiesen, während sie im Appenzeller Vorderland erstmals 1874 in Erscheinung tritt. Im Hinterland entstand 1884 die Urnäscher Streichmusik (Alder). 1892 gilt als das Gründungsjahr der «Original Appenzeller Streichmusik», ein Quintett mit zwei Geigen, Hackbrett, Cello, Streichbass. 2009 spielten im Appenzellerland über ein Dutzend Original Streichmusikformationen, im Toggenburg waren es deren zwei. Unterdessen ist die Anzahl merklich zurückgegangen. Dazu kommen noch 41 anders instrumentierte Appenzeller Formationen, darunter auch solche mit Handorgel. Beliebte Anlässe, an denen die Musikantinnen und Musikanten aufspielen, sind die «Alpstobede». Diese Tanzfeste des Alpsteins waren zwischenzeitlich fast ausgestorben, blühen nun aber wieder auf und finden heute an zehn Orten statt.
Das Repertoire der Appenzeller Instrumentalmusik und des Jodelgesangs wird dokumentiert und aufgearbeitet vom Roothuus Gonten, Zentrum für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik.