Waadtländer Abteien

Im Kanton Waadt kann man «Abteipräsident» («Abbé-président») werden, ohne etwas mit der Kirche zu tun zu haben - sofern man nämlich Präsident einer der 172 Schützenvereine wird. Die Waadtländer «Abteien» sind in Wahrheit Bruderschaften und gleichzeitig auch grosse Volksfeste mit Schiesswettkämpfen, an denen neben fortgeschrittenen Schützen auch vollkommene Neulinge teilnehmen können und an denen der Wein stets reichlich fliesst. Die Feste dauern jeweils vier Tage und finden zwischen Mai und September statt. Meist gibt es dazu einen Umzug, ein Bankett oder auch einen Schützenball. Die Strassen werden festlich geschmückt mit echten oder aus Papier gefalteten Blumen. An der Preisverleihung werden die besten Schützen prämiert, oft mit Zinngeschirr und einer Rose, die anderen Teilnehmenden geniessen die Geselligkeit. Die ersten Abteibruderschaften entstanden im späten Mittelalter, die älteste wurde 1381 gegründet. Damals sprach man von Papageienschiessen («Tir au Papegai»), denn geschossen wurde tatsächlich auf einen farbigen Papagei aus Holz, Stroh oder Stoff, der auf einem Stab von etwa fünfzig Metern Höhe montiert wurde. Die von den Grafen von Savoyen ins Leben gerufenen Abteien erfüllten in jener Zeit auch paramilitärische Funktionen, zum Beispiel die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die Verteidigung der Ländereien. Erst im 19. und 20. Jahrhundert wurde diese Rolle in Frage gestellt und in der Folge wurden die Abteien mehr und mehr zu friedlichen Sportwettkämpfen mit einem brüderlich-patriotischen Hintergrund.


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