Im 13. und 14. Jahrhundert gelangten Gruppen von Auswanderern aus dem Oberwallis nach Graubünden. In verschiedenen Alpentälern, wo ihnen die Territorialherren Land zur Rodung zuwiesen, siedelten sie sich an und betrieben Viehwirtschaft. Die Walser, wie sie genannt werden, behielten in der neuen Umgebung ihre höchstalemannischen Mundarten bei, so dass diese bis heute von der Sprachverwandtschaft zum Wallis geprägt sind. Die Walser trugen im 16. und 17. Jahrhundert zur Germanisierung grösserer rätoromanischer Teile Graubündes bei.
In dieser Zeit ging jedoch die Erinnerung an die Herkunft verloren. Erst im 19. und 20. Jahrhundert wurde in der Forschung die Geschichte der Walser wieder «entdeckt». Entsprechende Publikationen und die 1960 gegründete Walservereinigung Graubünden vermittelten einer breiten Bevölkerung das Bewusstsein ihrer gemeinsamen Wurzeln und Sprache.
Auch wenn eine einheitliche «Walserkultur» in Bezug auf Architektur, Brauchtum und anderes nicht existiert, sich diese vielmehr in verschiedenen lokalen Ausprägungen zeigt, hat sich unter den Menschen, die sich als Walser verstehen, eine starke Verbundenheit entwickelt. Die heutige Walser-Identität ist erlernt, beruht auf Bildung, historischem Wissen und Sprachbewusstsein. Die Walservereinigung Graubünden fördert die Walser Sprache durch Publikationen in den lokalen Mundarten. Sie unterstützt lokalhistorische Studien und nachhaltige touristische Angebote. Kulturelle Veranstaltungen und Walsertreffen stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Kontakte zu anderen Walserregionen.