Betruf in der Zentralschweiz

Der Betruf ist ein traditionelles Gebet der Sennen und Hirten, das in der Zeit der Vieh-Sömmerung auf vielen Alpen der Zentralschweiz täglich gerufen und gesungen wird. Am Ende eines langen Arbeitstags sucht ein Älpler ein geeignetes, wenn möglich erhöhtes Plätzchen auf, an dem nicht selten ein Holzkreuz installiert ist. Indem er seine Hände trichterförmig um den Mund legt oder sich einer «Folle» (hölzerner Milchtrichter) bedient, erzeugt er einen Klang, der weitherum und bei guten Wetterverhältnissen öfter sogar bis ins Tal hinunter hörbar ist. Der Sprechgesang des Betrufers hat die Funktion eines Schutzrituals. In mundartlich gefärbtem Hochdeutsch bittet er Gott, Maria, Jesus, den Heiligen Geist und diverse Heilige, alle Lebewesen auf der Alp vor Unheil und insbesondere den Gefahren der Nacht zu bewahren. Unwetter, Raubtiere, Seuchen oder Geister werden oft namentlich als Bedrohung genannt. Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz kann das «Ave-Mariarüeffen», wie es einst genannt wurde, erstmals im 16. Jahrhundert auf den Alpen des Pilatus nachgewiesen werden. Seine Ursprünge gehen möglicherweise ins Spätmittelalter zurück. Musikhistorisch betrachtet bieten sich Vergleiche mit Litanei-Gesängen, biblischen Rezitationen und Kuhreihen an. Der Betruf lässt sich als popularisierter Gregorianischer Choral interpretieren, der sich in den katholischen Alpgebieten während Jahrhunderten weiterentwickelt hat und unter den Sennen und Hirten bis heute auch mündlich tradiert wird.


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Gesellschaftliche Praktiken


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