Mit den Lesegesellschaften hat sich im Kanton Appenzell Ausserrhoden eine gesellschaftliche Praxis aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts erhalten, die anderswo in dieser Art verschwunden ist. In 13 der 20 Gemeinden des Kantons bestanden im Jahr 2023 noch eine oder mehrere Lesegesellschaften. Sie vereinigen Leute mit unterschiedlichen Ansichten zu einem Austausch in allgemeinbildenden und meist auch in aktuellen politischen Themen und geben so wichtige Impulse für das politische und kulturelle Leben ihrer Gemeinden. Sie distanzieren sich in der Regel von den Parteien und verstehen sich als politisch neutrale und keiner Ideologie verpflichtete Diskussions-, Bildung- und Geselligkeitsforen. In der Funktion der öffentlichen Meinungsbildung unterscheiden sich Lesegesellschaften in Appenzell Ausserrhoden von den wenigen verbliebenen Lesegesellschaften in der übrigen Schweiz, die sich zu reinen Kulturvereinen gewandelt haben. Auf die Tradition der Lesegesellschaften ist zudem zurückzuführen, dass dem Ausserrhoder Kantonsparlaments seit je eine grosse Zahl parteiloser Mitglieder angehören. Insbesondere in den kleineren Gemeinden des Appenzeller Vorderlandes hängen die Wahlchancen eines Kantonsparlamentskandidaten zu einem grossen Teil von der Unterstützung durch eine Lesegesellschaft ab.
Detailbeschreibung
Lesegesellschaften (PDF, 390 kB, 25.09.2024)Ausführliche Beschreibung
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Kanton
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Kanton Appenzell Ausserrhoden, Amt für Kultur