Nebst der staatlich-offiziellen Namensgebung, die auf Vor- und Nachnamen basiert, existiert in der ländlichen Zentralschweiz ein zweites, traditionelles Namenssystem, das die Alteingesessenen, vor allem die vor 1960 Geborenen, bis heute verwenden. Es beruht auf Übernamen, die einzelnen Personen, Familien oder Sippschaften verliehen werden. Dahinter steht ein praktischer Grund: Die offizielle Namensgebung ist in vielen Dörfern und Streusiedlungen, in denen weitverzweigte Verwandtschaftsnetze dieselben Nachnamen tragen und die traditionellen Vornamen sich auf wenige Heiligennamen beschränkten, kein taugliches Unterscheidungsmerkmal. Als Aufhänger für die Übernamen dienen Flurbezeichnungen, auffällige Betätigungen oder soziale und körperliche Merkmale. Einige dieser Benennungen tragen eine mehr oder weniger offensichtliche Stigmatisierung in sich und werden in Gegenwart der bezeichneten Person nicht verwendet. Andere sind ein unbelasteter, alltäglicher Bestandteil der persönlichen Identität. In bäuerlichen Kreisen treten an Flurnamen gekoppelte Übernamen besonders häufig auf. Dabei werden manchmal ergänzend und präzisierend ganze Ahnenreihen mitaufgezählt.
Detailbeschreibung
Übernamen in der Zentralschweiz (PDF, 378 kB, 15.07.2024)Ausführliche Beschreibung
Kategorie
Kanton