Seit 1854 wandern die Churer Schulkinder jedes Jahr in ihrer «Maiensässfahrt» an einem sonnigen Tag Ende Mai mit ihren Lehrern aus der Stadt zu den verschiedenen umliegenden Maiensässen. Dort verbringen sie vergnügliche Stunden in der Natur beim Spiel und beim Picknick an den Feuerstellen. Am Abend werden die Schüler von der Bevölkerung erwartet und ziehen begleitet von Musikgruppen durch die Altstadt. Alle drei Jahre findet ein kostümierter Umzug zu einem bestimmten Thema statt. Nach einer Ansprache und dem Singen des traditionellen Maiensässliedes erfahren die Kinder, dass am folgenden Tag schulfrei sei.
Auch in Poschiavo gibt es eine solche Frühlingstradition. An einem schönen Sonntag im Mai wandern die reformierten Schülerinnen und Schüler in Begleitung ihrer Familien zum Maiensäss Selva oberhalb des Dorfes. Dieser Ausflug der Kirchgemeinde wird seit den 1840er Jahren durchgeführt. In Selva findet im Kirchlein ein Gottesdienst statt, an dem auch das Lied von Selva erklingt. Danach wird die in einem grossen Kupferkessel zubereitete Polenta aus Buchweizenmehl verteilt. Der Nachmittag ist Spielen und einem Unterhaltungsprogramm gewidmet. Mit der gemeinsamen Rückkehr ins Dorf wird der Festtag beendet.