Im 18. Jahrhundert wird in Genf ein naturwissenschaftlicher Geist spürbar, der zweifellos Jean-Jacques Rousseau und den lokalen Forschungsarbeiten einiger grosser Botaniker zu verdanken ist. Tatsächlich lehrten in der Calvinstadt so berühmte Naturwissenschaftler wie Augustin Pyrame de Candolle (1778-1841), Horace-Bénédict de Saussure (1740-1799) oder Pierre Edmond Boissier (1810-1885). Ersterer wirkte mit an der Gründung des Botanischen Gartens in Genf (1817), dem wenig später ein Konservatorium (1824) angehörte und zur Blüte dieser Wissenschaft beitrug, die von der Oberschicht auch als Liebhaberei betrieben wurde. Dank dieser botanischen Modeströmung ist Genf zur "Stadt der Parks" geworden, wo sich so mancher Privatgarten in ein Arboretum verwandelt hat und wo einheimische und seltene exotische Arten schon seit langer Zeit nebeneinander wachsen und gedeihen.
Diesem ungewöhnlichen Interesse verdankt Genf die weltweit fünftgrösste Sammlung von Herbarien und eine der drei bedeutendsten systematischen Bibliotheken für Botanik; noch heute profitieren die universitäre Pflanzenforschung und das botanische Know-how von diesem überlieferten Wissen. Weiterhin ist die Verbundenheit mit der Welt der Pflanzen in der Bevölkerung tief verwurzelt, was sich auch im Genfer Landschaftsbild widerspiegelt, das sich im Lauf der Jahre durch die Erhaltung der Arten und die botanische Wissenschaft und Forschung ausgeprägt hat. Dass der Sautier der Republik (Grossweibel, später Parlamentssekretär) seit 1818 jeweils den Tag verzeichnet, an dem sich die erste Blattknospe des Kastanienbaums von La Treille öffnet und so den Frühling ankündigt, ist eines der populärsten Zeugnisse dieser Tradition.