Zürich

Zürich

Der Kanton Zürich verfügt über ein Kulturleben, das äussert vielfältig und in der Gesellschaft bestens verankert ist. Die Grundlage dafür ist das Zusammenspiel von zeitgenössischem Kunstschaffen und lebendigen Traditionen. Dies gilt für die urbane Kulturlandschaft in gleichem Masse wie für das regionale Kulturleben.

Der Kanton Zürich ist der bevölkerungsreichste Kanton in der Schweiz, entsprechend prägen die beiden urbanen Zentren Zürich und Winterthur das Bild des Kantons. Neben einem bemerkenswert vielfältigen Kulturleben verfügt die Stadt Winterthur über eine Museumslandschaft, die sich im Bereich zeitgenössischer Fotografie und Kunst profiliert. Zürich hingegen ist der kulturelle Magnet schlechthin, eine Kulturstadt im Plural: Zürich ist Theater- und Tanzstadt, Film- und Musikstadt in einem. Dieses breite kulturelle Angebot und die Ausstrahlung der Zürcher Hochschule der Künste, die zur europäischen Elite zählt, macht Zürich zu einem pulsierenden Zentrum in der Schweizer Kulturlandschaft.

Kulturelle Angebote mit Strahlkraft sind längst nicht nur in den urbanen Zentren angesiedelt. In allen Regionen des Kantons gibt es Kulturhäuser, die mit ihrem einzigartigen Programm die Vielfalt der Zürcher Kulturlandschaft prägen. Entsprechend gross ist ihre Resonanz und Verankerung in der Bevölkerung. Zudem nimmt die Zusammenarbeit zwischen Laien und professionellen Kulturschaffenden im Kulturleben der Regionen einen ganz selbstverständlichen Platz ein - Musik- und Gesangsvereine oder das Volks- und Amateurtheater gehören zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben fast jeder Gemeinde.

Lebendige Traditionen

Der Kanton Zürich verfügt über eine farbenfrohe Palette von althergebrachten Bräuchen und vergnügten Festen. Gerade in städtischen Gebieten haben lebendige Traditionen häufig Festcharakter. Diese ritualisierten Anlässe sind historischen Ursprungs und zeichnen sich durch Sinnlichkeit und Festfreude aus. Zudem gibt es in den urbanen Regionen viele Zuzüger aus dem umliegenden Ausland und anderen Kulturkreisen. Allein in der Stadt Zürich beträgt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund 60 Prozent. Entsprechend verändert sich auch das Repertoire an Traditionen: sie werden bunter und vielgestaltiger und erfahren - um das aus den verschiedensten Ethnien und Religionen einfliessende Erbe bereichert - eine interessante, die Kulturen übergreifende Modifikation.

Lebendige Traditionen auf dem Land stehen dagegen oft im Zyklus der Jahreszeiten oder sind ursprünglich Erntedankanlässe. So werden jeweils im Herbst in den diversen Weinanbaugebieten des Kantons ausgelassene «Winzerfeste» gefeiert. Zu Martini findet der wohl schönste Räbenlichter-Umzug der Schweiz - eine einzigartige Lichternacht - während der «Räbechilbi» in der Zürichsee-Gemeinde Richterswil statt. Besonders die kalte Jahreszeit wird durch intensives Brauchtum belebt. Zur Adventszeit vertreibt man in verschiedenen Zürcher Ortschaften die bösen Wintergeister mit angsteinflössenden Tierwesen: Ottenbach lässt in der «Spräggelen-Nacht» eine Schnabelgeiss ihr Unwesen treiben, der «Zumiker Schnappesel» geht als unheimlicher Geist im Dorf um, und in Samstagern fegen am 30. Dezember zum «Haageri» junge Männer mit einem an einer langen Stange befestigten Rosskopf durch die Gassen. Politischen Hintergrund hingegen hat der «Ustertag» mit dem «Usterschiessen». Er wird gefeiert zur Erinnerung an den 22. November 1830, als eine friedliche Demonstration von 10'000 Menschen gegen die Bevormundung der Landschaft protestierend durch Uster zog.

Gerade in jüngster Zeit erfreuen sich viele dieser Traditionen auch bei der jüngeren Bevölkerung wachsender Beliebtheit.

Die Zürcher Traditionen auf der nationalen Liste

Folgende Zürcher Traditionen sind Bestandteil der nationalen List der lebendigen Traditionen

Albanifest

Das Albanifest in Winterthur ist ein grosses Stadtfest. In seiner ursprünglichen Bedeutung war es ein Festanlass für die Bürgerinnen und Bürger von Winterthur und seinen Vorstädten. Gedenkt wurde der Verleihung eines Freiheitsbriefes an die Stadt durch die Habsburger. Am selben Tag fand zudem die Wahl des Schultheissen und anderer Behörden statt. Seit der Wiederbelebung im Jahr 1971 besuchen rund 100'000 Personen aus Winterthur und der Umgebung die Festivitäten. Altstadtfeste werden in vielen Orten der Schweiz in vergleichbarer Form gefeiert; besonders an Winterthur ist jedoch das Ausmass der Festivitäten, insbesondere der «Chilbi».

Knabenschiessen

Das Zürcher Knabenschiessen hat militärischen Ursprung und ist heute ein Jugend- und Volksfest der Stadt Zürich. Es findet jeweils am zweiten Wochenende im September, also eine Woche vor dem eidgenössischen Bettag statt und dauert von Freitagabend bis Montagabend. Neben einem Schiesswettbewerb für Jugendliche ist ein grosser Jahrmarkt («Chilbi») fester Bestandteil des Festes.

Räbenliechter-Umzüge

In verschiedenen Gemeinden und Stadtquartieren des Kantons Zürich finden alljährlich im Herbst Räbenlichter-Umzüge statt. Es werden beim Eindunkeln ausgehöhlte und geschnitzte, durch eine Kerze von innen beleuchtete Räben in Umzügen durch die Strassen getragen. Musikgruppen begleiten die Umzüge. Oft findet zum Ausklang des Anlasses ein Umtrunk oder Imbiss statt.

Sechseläuten

Das von den Zürcher Zünften organisierte so genannte «Sächsilüüte» ist das prominenteste Fest im Kanton. Es findet alljährlich in der Stadt Zürich am dritten Montag im April statt und gilt der Austreibung des Winters. Die verschiedenen Zunftmitglieder ziehen an diesem Tag in historischen Kostümen durch die Strassen und versammeln sich anschliessend auf dem Sechseläutenplatz am Bellevue. Hier wird um sechs Uhr abends zu den Klängen des «Sechseläuten-Marsches» der «Böögg» verbrannt, eine mit Knallkörpern gefüllte Figur in Schneemannsgestalt. Je schneller der brennende und explodierende Böögg seinen Kopf verliert, desto rascher wird der Winter ausgetrieben sein.

Stadtgärten

Gärtnern in der Stadt hat eine lange Tradition. In Winterthur und in Zürich ist das gartenkulturelle Erbe gross und vielfältig. Lange war das Stadtgärtnern von der Schreber  oder Familiengartenkultur geprägt. Unter dem Begriff «Urban Gardening» erfährt das Stadtgärtnern eine Wiederbelebung. In beiden Städten wird die Nutzung städtischer Grünflächen aktiv unterstützt. Auf städtischen Brachen entstehen innovative Gemeinschaftsgärten, die den bewussten Umgang mit der Natur und soziale Interaktionen in der Stadt fördern.

Wohnbaugenossenschaften

Wohnbaugenossenschaften setzen sich für günstiges, nachhaltiges und gemeinschaftliches Wohnen ein. Sie nahmen ihren Anfang im sozialen Wohnungsbau der 1920er-Jahre. Seit Beginn spielt Zürich eine besondere Rolle im genossenschaftlichen Wohnungsbau. Knapp die Hälfte aller Genossenschaftswohnungen der Schweiz befindet sich im Kanton Zürich. Mit innovativen Projekten wie der Genossenschaft Kalkbreite, der Bau  und Wohngenossenschaft Kraftwerk 1, der Baugenossenschaft «mehr als wohnen» oder der Baugenossenschaft Zurlinden wird in Zürich die Genossenschaftsbewegung auch weiterhin gepflegt und belebt.

Zürcher Seidenindustrie

Die Textilindustrie spielt in der Geschichte des Kantons Zürich eine tragende Rolle und ist eng mit der Entwicklung des Bankwesens und der Maschinenindustrie verbunden. Eine besondere Bedeutung hat im Kanton Zürich die Seidenindustrie. Aus der Kleinstadt Zürich wurde durch die Seidenindustrie eine Stadt mit europäischer Bedeutung.

Zürcher Technokultur

Die Technokultur ist eine Jugendbewegung, die der Musikrichtung Techno zugewandt ist. Techno ist eine Fusion mehrerer Musikstile der rhythmusorientierten, elektronischen Tanzmusik. In Zürich feierte der Techno seine Hochphase in den 1990er-Jahren. «Techno machte sich die neuen Technologien zunutze, die bereits das Leben jedes einzelnen bestimmten...» (Anz, Walder, Zürich, 1995) Zur Zürcher Technokultur gehören eine sehr ausgeprägte Clubszene sowie die 1992 erstmals durchgeführte «Street Parade». Die Technokultur verleiht der Stadt ein jugendliches, weltoffenes Image.

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